Ein Service von
www.ECO-World.de
Quelle:ECO-News - die grüne Presseagentur
Partner:  Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60591 Frankfurt
Rubrik:Naturschutz    Datum: 26.10.1999
Ein Jahr nach der Pallas-Havarie:
WWF kritisiert Sicherheit in der Nordsee
Husum, 24.10.1999. Ein Jahr nach der PALLAS-Havarie hat das Bundesverkehrsministerium noch keine entscheidenden Konsequenzen gezogen. Diese Bilanz zog heute der WWF und kritisierte, dass bislang keine Schritte unternommen wurden, die vorhandenen Einsatzkraefte in einer einheitlichen Bundeskuestenwache zusammenzufassen und die rechtlichen Voraussetzungen zum Schutz der Kueste vor gefaehrlichen Schiffen zu verbessern.

Am 25. Oktober 1998 brach ein Brand auf dem Holzfrachter PALLAS aus, der bei schlechtem Wetter und nach mehrtaegigen ergebnislosen Bergungsversuchen schliesslich vor Amrum strandete. Die im weltweiten Vergleich zwar nur geringe ausgelaufene Oelmenge von rund 100 Tonnen verursachte dennoch die bislang folgenschwerste Oelpest im Wattenmeer und toetete in dem extrem vogelreichen Lebensraum ueber 16.000 Seevoegel, vor allem Eiderenten und Trauerenten. Das Wrack konnte nicht mehr entfernt werden und wird fuer alle Zeiten an der Grenze zum Nationalpark Wattenmeer liegenbleiben. "Es ist dort ein staendiges Mahnmal, die Nordsee nicht immer nur als Billig-Schifffahrtsstrasse zu missbrauchen und endlich staerker auch die Interessen der Natur und der an der Kueste lebenden Menschen zu beruecksichtigen", sagte Hans-Ulrich Roesner, Sprecher des WWF fuer den Wattenmeerschutz.

Der WWF kritisiert, dass die vom Bundesverkehrsministerium zur Ermittlung von Konsequenzen aus der Havarie eingerichtete unabhaengige Expertenkommission auch nach einem Jahr noch kein Ergebnis vorgelegt hat. "Von ihr erwarten wir vernuenftige Vorschlaege - je schneller desto besser. Der erst vor wenigen Tagen hilflos in der Deutschen Bucht treibende 100.000-Tonnen-Tanker ICARO hat gezeigt, dass hier keine Zeit zu verlieren ist", sagte Hans-Ulrich Roesner.

Der WWF forderte den neuen Bundesverkehrsminister Klimmt auf, im Rahmen eines verbesserten Sicherheitskonzeptes fuer die Deutsche Bucht eine schlagkraeftige Bundeskuestenwache einzurichten. Die Kuestenlaender sind aufgerufen, diese Neuorganisation im eigenen Interesse zu unterstuetzen, auch wenn dafuer eigene Kompetenzen abgegeben werden muessen. Auch die Kooperation mit dem Nachbarland Daenemark muss unbedingt verbessert werden, damit bei Schiffsungluecken ein schnelles Eingreifen nicht erneut an Missverstaendnissen und langwierigen Abstimmungen scheitert. Der WWF begruesstE zugleich, dass der leistungsfaehige Schlepper OCEANIC auch fuer den kommenden Winter wieder gechartert wurde und bei Helgoland in staendiger Bereitschaft fuer Noteinsaetze und Bergungsmassnahmen liegt.

Ueber solche organisatorische Massnahmen hinaus ist jedoch auch die Einrichtung eines "Besonders empfindlichen Seegebietes" in der Deutschen Bucht notwendig. Mit Hilfe dieses von der Internationalen Schifffahrtsorganisation vorgesehenen Regelungsinstrumentes koennen die Wattenmeerstaaten besser die internationale Schifffahrt regeln. Ein Fall wie die Strandung der ALVINA M am Rande des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer am letzten Donnerstag koennte dann durch verbindliche Schifffahrtsrouten vermieden werden.

Und auch die Reeder duerfen sich kuenftig nicht mehr aus der Verantwortung ziehen. "Es darf nicht passieren, dass sich die zustaendigen Reeder an den Folgekosten einer Havarie kaum beteiligen und der Steuerzahler fuer die meisten Kosten aufkommen muss", kritisierte Roesner. Um dies kuenftig zu vermeiden ist es hoechste Zeit, dass die Bundesregierung die laengst in den Schubladen liegenden internationalen Abkommen zum Haftungs- und Bergungsrecht unterzeichnet.

Fuer Rueckfragen wenden Sie sich bitte an:
WWF-Projektbuero Wattenmeer, Dr. Hans-Ulrich Roesner, Tel: 04841-62073 oder 0171-7010383


 
Weitere interessante Meldungen zum Thema finden Sie auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.