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Quelle:ECO-News - die grüne Presseagentur
Partner:  Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. Geschäftsstelle, D-30159 Hannover
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 23.05.2003
Vegetarische Produktkennzeichnung... Namhafte Hersteller übernehmen Vorreiterrolle
Offizielles V-Label gilt europaweit ein Bericht von Eva Wester (rechts), zuständig für die VEBU-FLEISCHFREI-KAMPAGNE
MAGGI tut es. IGLO tut es auch. Ganz zu schweigen von KELLOGG'S und UNCLE BEN'S, die es neuerdings ebenfalls tun. Stieß die Forderung nach eindeutiger Kennzeichnung vegetarischer Produkte vor wenigen Jahren noch bei den meisten Lebensmittelherstellern auf blankes Unverständnis und Desinteresse, so hat inzwischen deutlich erkennbar ein Umdenken stattgefunden. Auf den Produktverpackungen namhafter Hersteller prangen mittlerweile immer häufiger fantasievoll kreierte Symbole mit Informationen wie "vegetarisch" oder "für Vegetarier geeignet". Die Firma IGLO schließlich, die von einer anfänglich ausgesprochen ablehnenden Haltung inzwischen zu einem Musterbeispiel an verbraucherfreundlicher Produkt-kennzeichnung avanciert ist, gibt neuerdings sogar - direkt unterhalb der Nährwerttabelle auf den Verpackungen - detaillierte Hinweise darüber, ob ein Produkt für eine ovo-lakto-vegetarische, lakto-vegetarische oder vegane Ernährung geeignet ist.


Deutlicher Gesinnungswandel

Als wichtige Gründe für den Gesinnungswandel bei den Unternehmen, die sich seit einiger Zeit zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte entschlossen haben, treten vor allem zwei Faktoren in den Vordergrund: Zum einen sprechen die Statistiken über den seit Jahren sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch und die mittlerweile durchaus stattliche Anzahl von ca. 6 Millionen Vegetariern in Deutschland eine deutliche Sprache; zum anderen ist den Lebensmittelfirmen erst in jüngster Zeit - nicht zuletzt durch die tausendfach verschickten Anfrage-Postkarten durch UnterstützerInnen der
Aktion "Fleischfrei 2002" - bewusst geworden, dass ein konkreter Bedarf für eine eindeutige Produktkennzeichnung vorliegt. Der Hersteller KELLOGG'S zitiert in seinem Begründungsschreiben, weshalb neuerdings die Kennzeichnung "geeignet für Vegetarier" (sowie "koscher" und "halal") als Entscheidungshilfe für Verbraucher auf die Produktverpackungen gedruckt wird, zudem eine wissenschaftliche Studie, die 2002 an der Hochschule für Angewandte Wissen-schaften Hamburg durchgeführt wurde. Das Ergebnis der Studie besagt, dass "Menschen, die nach bestimmten Ernährungsregeln leben, [...] meist sehr intensiv die Zutatenliste [lesen]. Sie begrüßen Kennzeichnungselemente als Zusatzinformation, da sie ihnen die Auswahl ihrer Lebensmittel erleichtern." KELLOGG'S tritt daher nach eigener Aussage bewusst für eine "kundenorientierte, umfassende Information auf der Produktpackung" ein und geht ganz klar von einem "gestiegenen Informationsbedürfnis der
Verbraucher" aus.


Kennzeichnung als
Selbstverständlichkeit

Nachdem die Hersteller einiger der bekanntesten und weit verbreitetsten Lebensmittelmarken mittlerweile die Notwendigkeit zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte erkannt haben, ist es zweifellos nur eine Frage der Zeit, bis eine derartige Kennzeichnung inDeutschland ebenso zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wie dies z.B. auf dem britischen Lebensmittelmarkt schon seit etlichen Jahren der Fall ist. Vegetarisch lebenden VerbraucherInnen wird es dann erspart bleiben, etwa erst durch die aufwändige Nachfrage beim Hersteller herauszufinden, dass beispielsweise bereits die überwiegende Mehrzahl der auf dem Markt befindlichen Pizzen mit mikrobiellem (nicht zu verwechseln mit "gentechnisch erzeugtem") statt tierischem Lab hergestellt wird und dadurch von Lakto-Vegetariern mit ruhigem Gewissen genossen werden kann - zumal auf die Zugabe von Schlachtfetten zur "Geschmacksverbesserung" inzwischen zumindest bei den namhaften Firmen ebenso fast ausnahmslos verzichtet wird.


Problematische Eigenlabels

Gänzlich ohne Haken ist die eigenständige Produktkennzeichnung durch die Unternehmen selbst allerdings nicht. Wird die Zertifizierung des Produktes nämlich nicht von unabhängiger Stelle vorgenommen, obliegt es allein dem Hersteller, wie er den Begriff "vegetarisch" definiert. Deutlich wird die Problematik z.B. nach wie vor bei den vegetarischen Produktlisten, die
manche Lebensmittelfirmen an interessierte Verbraucher verschicken. Fanden fleischfrei lebende KonsumentInnen in der Vergangenheit zu ihrer Verblüffung auf besagten Listen noch die Empfehlung, es doch mal mit der schmackhaften "klaren Fleischsuppe" zu probieren oder mit den guten "Geflügel-Steaklets" - nach damaliger Meinung des Herstellers bestens geeignet für Vegetarier, da ja kein Fleisch, sondern lediglich Geflügel verarbeitet würde, so werden Vegetarier heute lediglich noch mit der Qual der Wahl konfrontiert, sich zwischen Gelatine in den Varianten "gemahlen, weiß oder rot" oder als Blatt-Gelatine (ebenfalls weiß oder rot) zu entscheiden.
Entdecken lässt sich dieses über jeden Verdacht vegetarischer Eigenschaften erhabene Produkt auf der lacto-vegetarischen Empfehlungsliste eines namhaften Herstellers von Backzutaten und Pizzen. Kurioserweise existiert von demselben Unternehmen neben der lacto-vegetarischen Liste auch eine Auflistung von Produkten für die "strengere" lacto-vegetarische Ernährung, auf der Gelatine als Empfehlung nicht mehr auftaucht.
Abgesehen von der Verwirrung, die durch die Unterteilung in eine lacto-vegetarische und eine "strengere" lacto-vegetarische Ernährungsweise gestiftet wird, blieben doch ziemliche Zweifel bestehen, falls der Hersteller plötzlich anfinge, seine Produkte mit der Kennzeichnung "lacto-vegetarisch" zu versehen. Wäre dann davon auszugehen, dass das Unternehmen auf diese Weise einer etwaigen "Gelatine-Unterversorgung" in der Ernährungsweise der Konsumenten entgegenzuwirken bestrebt wäre?


Einheitliches Label erstrebenswert

Wie das Beispiel verdeutlicht, besteht beim Fehlen einer unabhängigen Kontrollinstanz, die bei der vegetarischen Label-Vergabe nach einheitlichen Kriterien vorgeht, ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass jeder Hersteller den Begriff "vegetarisch" anders definiert und damit der Informationswert für kritische VerbraucherInnen nach wie vor zweifelhaft bleibt. Wer es genau wissen will, muss in diesem Fall erst einmal weiterhin beim Hersteller nachfragen, was dieser denn nun eigentlich genau unter einem "für Vegetarier geeigneten" Produkt versteht. Den überzeugendsten Weg aus dem Dilemma bietet daher nach wie vor die herstellerunabhängige Produkt-Zertifizierung mit dem europaweit geltenden, einheitlichen V-Label, für dessen Seriosität der Vegetarier-Bund uneingeschränkt garantieren kann.


Verbraucher haben Einfluss

Dass sich allerdings die Sensibilität der Hersteller für die grundsätzliche Notwendigkeit der Kennzeichnung vegetarischer Produkte neuerdings in derartig beeindruckendem Maße gesteigert hat, liegt zu einem Großteil daran, dass den Unternehmen durch die beachtliche Anzahl an Nachfragen durch vegetarisch lebende KonsumentInnen die Kundenwünsche überhaupt erst bewusst wurden. So heißt es etwa in einem Antwortschreiben des Fruchtgummi-Herstellers KATJES vom Mai 2002 auf die Frage nach gelatinefreien Produkten: "Aufgrund vermehrter Kundenanfragen wurden inzwischen auch unsere Produkte Katzen-Pfötchen, Steife Brise, Euro-Lakritz sowie Yoghurt-Gums auf das Geliermittel Agar-Agar bzw. Pektin umgestellt. Auch die neueren Produkte Grüntee-Lakritz und das Fruchtgummiprodukt Katjes-Bären werden ohne Gelatine hergestellt." Und der Hersteller NATURA macht in einem Antwortschreiben sein Interesse an der Verwendung des V-Labels für seine Produkte von der Überprüfung des Bekanntheitsgrades abhängig, den das einheitliche Label bei einem größeren Kundenkreis genießt.


Mitmachen lohnt sich

Es besteht kein Zweifel, dass für die meisten Hersteller klar geäußerte Kundenwünsche das überzeugendste Argument für eine Änderung ihrer Produkt-Kennzeichnungspolitik darstellen. Aus diesem Grund ist es entscheidend, weiterhin den Bedarf für die Kennzeichnung vegetarischer Produkte deutlich zu machen und die Aktion Fleischfrei tatkräftig zu unterstützen, denn jede verschickte Aktionspostkarte trägt dazu bei, das Umdenken auf Seiten der Hersteller weiter voranzutreiben. (Darüber hinaus
würde sich der eine oder andere vorbildliche Hersteller sicherlich über positive Rückmeldungen zu seiner Entscheidung freuen, vegetarisch lebenden Verbrauchern durch die Kennzeichnung seiner Lebensmittel die Entscheidung für den Kauf seiner Produkte zu erleichtern!)

Postkarten zum Mitmachen bei der Aktion Fleischfrei sind in der Mitte des vorliegenden Heftes zu finden. Für einen größeren Bedarf können weitere Exemplare kostenfrei angefordert werden beim Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. (VEBU), Blumenstr. 3, 30159 Hannover oder per E-Mail unter info@vegetarierbund.de.

Eine weitere wichtige Möglichkeit, die Aktion Fleischfrei zu stärken, besteht durch eine (steuerlich absetzbare!) Spende an den Vegetarier-Bund, Spendenkonto Nr. 84 61 200 bei der Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 251 205 10), Stichwort: "AKTION FLEISCHFREI".

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Dieser Beitrag erschien in der aktuellen Ausgabe des Magazins "natürlich vegetarisch". Ein Exemplar kann kostenlos zum Probelesen (gegen beiliegende 1,44 Euro Portokosten in Briefmarken) angefordert werden beim:

VEBU
Stichwort: "Ausgabe 303"
Blumenstr. 3
30159 Hannover
Blumenstr. 3


 
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