Quelle
ECO-News - Die grüne Presseagentur
Art
Pressemeldung Verband
Rubrik
Land- und Gartenbau
Datum
19.10.1999
Partner
Bund Naturschutz in Bayern e.V., D-93049 Regensburg


Protest gegen Neubau von "Legehennenfabriken" in Tschechien und überall

PM 098-99/LFGS

Über 13.000 Menschen haben in den letzten beiden Monaten mit ihrer Unterschrift gegen die Errichtung von Massentierhaltungsfabriken für Hühner in Käfigen inder BRD und in Tschechien protestiert. Unter anderem entzündet sich die Kritik an dem geplanten Bau einer Aufzuchtstation für 600.000 Legehennen sowie 2 Legehennenbatterien mit insgesamt 1,2 Millionen Hühnern im deutsch-tschechischen Grenzgebiet bei Eschlkam im Landkreis Cham bzw. Vseruby sowie Srby und Velky Malahov im Landkreis Domazlice.

In einem Schreiben forderten der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Herr Hubert Weinzierl und Herr Kurt Traurig, Vorsitzender der Umweltschutzgruppe Lindwurm den EU-Agrarkommissar Franz Fischler auf, sich bei den Beitrittsverhandlungen der Tschechischen Republik zurEU dafür einzusetzen, dass diese Anlagen nicht gebaut werden und die bereits erteilte Teilgenehmigung für die Junghennenaufzucht von 600.000 Junghennen im ausgewiesenen Naturschutzgebiet umgehend zurückgezogen wird. Die Absicht zum Neubau von Käfigfabriken für Legehennenunter Umgehung der veränderten EU-Regelungen zur Eierproduktion und weiterer Verbesserungsbestrebungen müsse sich auf die Beitrittsverhandlungen bereits assoziierter Staaten besonders erschwerend auswirken, so Hubert Weinzierl. Ein Bestandschutz, wie er von der EU-Kommission auf bestehende Altanlagen in denMitgliedsländern vorgesehen wurde, könne und müsse für neu erstellte Käfigbatterien noch kurz vor einem EU-Beitritt ausgeschlossen werden.

Die Betreiberfirma Ceska Drubez (GmbH) verfüge selbst lediglich über ein Stammkapital von 100.000 Kronen (6.000,- DM), während sich die Gesamtinvestition auf 50 Millionen DM belaufen soll. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind auch deutsche Geldgeber finanziell beteiligt. Unter anderem wird der in Deutschland mit einem Tierhaltungsverbot belegte Anton Pohlmann immer wieder als Sponsor mit der Anlage in Zusammenhang gebracht. Die geplanten Massentierhaltungsfabriken sprengen jede Dimension einer bäuerlichen Tierhaltung und müssen auch als kontraproduktiv für die bäuerliche Hühnerhaltung in Tschechien gewertet werden. Nach einem Bericht der Prager Zeitung stammen etwa 50 % des 3 Milliarden Eierinlandsverbrauch in Tschechien von Selbstversorgern. Derzeit werden in Tschechien bereits 100 Millionen Eier mehr produziert als im Land verkauft werden können. Die geplanten Anlagen der genannten tschechischen Geflügel GmbH sollen 350 Millionen Eier jährlich zusätzlich auf den Markt bringen und würden den gesamten Eiermarkt verändern undauch zu Pleiten bisheriger Produzenten führen. Nach Recherchen des bayerischen Fernsehens versuchen die Geflügelunternehmen mit Geld die Kritik an der Großanlage zu unterlaufen. Der Gemeinde Srby sind umgerechnet rund 150.000 DM in Aussicht gestellt worden, wenn die dort vorgesehenen Ställe genehmigt werden würden!

Um solche Anlagen in der EU und potentiellen Beitrittsländern zu verhindern, muss die neue EU-Richtlinie für Legehennenhaltung sofort umgesetzt und umgehend nachgebessert werden, so Traurig. Spätestens ab dem Jahre 2012 sollte die Käfighaltung von Hühnern in der EU ganz abgeschafft sein.

Weitere Forderungen an Fischler sind ein umgehendes EU-Importverbot für Eier ausKäfighaltungen, die nicht nach EU-Richtlinien produziert worden sind und wegen des jüngsten Futtermittelskandals EU-weite regelmäßige Hühnerfutterkontrollen.

BN und Lindwurm e. V. weisen darauf hin, dass von Massentierhaltungen massive Schädigungen für den Naturhaushalt und für die Gesundheit der Bevölkerung in unmittelbarer Nähe der Massentierhaltungen ausgehen. Neuere Untersuchungen belegten, dass allergene Stäube zu Atemwegserkrankungen führen können.

Außerdem entstehe eine zusätzliche Ammoniakbelastung der Luft durch die Ausbringung des Tierkotes bzw. der Gülle und drohe eine zusätzliche Belastung von Böden und Trinkwasser in der näheren Umgebung solcher Großanlagen.

Im Interesse von 3 Millionen umwelt- und naturschutzengagierten Bürgerinnen und Bürger forderten Weinzierl und Traurig den Agrarkommissar auf, eine Kennzeichnungspflicht für diese tierquälerische Haltungsform einzuführen, damit die Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten überdie künftige Form der Eiererzeugung entscheiden können.

für Rückfragen:
Marion Ruppaner, Referentin für Landwirtschaft, Tel. 09 11/81 87 80

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