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Partner:  Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60591 Frankfurt
Rubrik:Naturschutz    Datum: 23.11.1999
WWF: Schiffsfarbe vergiftet Fische und Meeressaeuger in Nord- und Ostsee
Internationale Schifffahrtsorganisation muss TBT-Verbot ab 2003 beschliessen
Bremen/London, 22. 11.1999. Regierungsvertreter aller Laender der Welt beraten heute in London im Rahmen der Hauptversammlung der Weltschifffahrtsorganisation (IMO) ueber ein weltweites Verbot des giftigen Antibewuchsmittels TBT (Tributylzinn) fuer Schiffe ab 2003. "Die Vertragsstaaten haben jetzt die Moeglichkeit, das schlimmste Kapitel der Vergiftung der Weltmeere endlich zu beenden. TBT muss dringend verboten werden!" forderte Patricia Cameron, Meeresschutzexpertin des WWF.

TBT kann in das Hormonsystem von Tieren und Menschen eingreifen und dieses schaedigen. Eine heute von WWF veroeffentlichte Studie ueber die Verbreitung von TBT zeigt, dass das Gift inzwischen alle Meereslebewesen, von den Schnecken der Kuesten bis zu Meeressaeugern und Tiefwasserarten erreicht hat. Auch Tiere in Nord- und Ostsee sind betroffen: TBT konnte bei 5 Walarten (u.a. Grosse Pottwale, die sich nur aus der Tiefsee ernaehrt hatten), 9 Delfinarten, (darunter auch unser heimischer Schweinswal) und bei Kegelrobben nachgewiesen werden. Wale und Delfine koennen TBT nur geringfuegig abbauen und ihr Immun- und Fortpflanzungssystem wird so dauerhaft geschaedigt.

Auch viele Seevoegel sind hochgradig mit TBT belastet. Betroffene Arten unserer Nord- und Ostseekueste sind z.B. Eisenten, Kormorane, Austernfischer. Labortests zeigten, dass TBT bei Voegeln Fruchtbarkeit und Bruterfolg vermindern kann. Sogar in Albatrossen weitab der Kuesten wurde TBT gefunden.

TBT wurde weltweit auch in zahlreichen Fischarten nachgewiesen, darunter viele Speisefische. Hoch belastet mit TBT sind auch Fischarten der Ostsee wie Steinbutt, Flunder, Hering und Meerforelle. Auch Heringe in der Nordsee sind betroffen. TBT-Messungen in Ploetzen haben ergeben, dass der Verzehr dieser Fische bereits beim Durchschnittskonsumenten zum Ueberschreiten der gesetzlich tolerierbaren taeglichen Einnahme von TBT fuehren kann. Da sich das TBT stark in der Leber anreichert, werden diese Grenzwerte in Kuestenregionen, wo viel Fischleber gegessen wird, weit uebertroffen.

Diese Ergebnisse sind um so gravierender, da bereits nachgewiesen wurde, dass TBT auch beim Menschen hormonelle Schaeden hervorrufen kann. Eine kuerzlich in den USA veroeffentlichte Studie zeigt, dass TBT die Funktionen menschlicher Immunzellen zur Bekaempfung von Infektionen stoeren kann. Auch wurde Organozinn inzwischen in Proben menschlicher Gewebe gefunden, z.B. in Leberproben aus Polen und Japan. In den USA wurde eine Untersuchung veroeffentlicht, die bei zufaellig genommenen menschlichen Blutproben eine signifikante Belastung mit Organozinnverbindungen feststellte. "Dies weist auf eine verbreitete Belastung der Bevoelkerung hin, die Anlass zur Sorge ueber moegliche gesundheitliche Auswirkungen gibt", sagte Patricia Cameron.

Die Befunde bekraeftigen die Notwendigkeit, TBT in der weltweiten Handelsschiffahrt so schnell wie moeglich zu verbieten. Der WWF fordert die Delegierten der IMO-Hauptversammlung auf, das Organozinn-Verbot in Antibewuchsmitteln ab 2003 umgehend zu beschliessen.


Fuer weitere Informationen die wenden Sie sich bitte an:
WWF-Fachbereich Meere und Kuesten,
Patricia Cameron, Vertreterin des WWF bei der IMO Sitzung in London, Tel. 0171-34 26 928
Sabine Otto, Tel. 0172-4212396

Die WWF-Studie "Organozinnbelastung von Meeressaeugern, Seevoegeln und Speisefischen" erhalten Sie von: Gabriele Kranz, Tel. 0421-6584618


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